Eiderstedt: Schnelle Hilfe künftig besser gewährleistet (sh:z - 23. Oktober 2007)
Der tragische Todesfall schockte die Öffentlichkeit: Ende Mai starb ein 58-jähriger Urlauber in St. Peter-Ording an einem Herzinfarkt. Zu diesem Zeitpunkt waren alle Rettungswagen auf Eiderstedt durch andere Einsätze gebunden. „Solche Dinge dürfen nicht vorkommen, lassen sich aber auch nicht völlig vermeiden“, räumte die Juristin Nina Schmeck vom Amt für Recht und Sicherheit des Kreises Nordfriesland jetzt in einem Pressegespräch im Kreishaus in Husum ein.

Gleichwohl haben die Verantwortlichen bereits vor Abschluss der Verhandlungen mit den Kassen als Kostenträgern gehandelt und zahlreiche Verbesserungen auf den Weg gebracht. „Situationen, in denen alle Rettungswagen gleichzeitig unterwegs sind, kommen dadurch nur noch höchst selten vor“, versichern die Juristin und der neue Leiter des Kreis-Rettungsdienstes, Christian Wehr. „Es handelt sich um ein ganzes Bündel von Maßnahmen, deren Wirkung sich summiert.“

So werden die Rettungswagen in Tönning und Garding „möglichst nur noch dann“ für einfache Krankentransport-Fahrten eingesetzt, wenn der jeweils andere Wagen nicht gleichzeitig unterwegs ist. „Wir nutzen die gesetzliche Bedienfrist für Transporte ohne Notfall-Charakter von 60 Minuten jetzt stärker aus“, sagt Wehr. Das soll die Flexibilität und damit die Versorgungssicherheit für zeitkritische Fälle erhöhen. Notfälle und Krankentransporte südlich von Tönning werden zudem schon seit seit Ende August häufiger von der Rettungswache Heide im Nachbarkreis Dithmarschen versorgt.

Eingebunden sind überdies auch die Aktiven der Deutschen Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG) in St. Peter-Ording. Die ehrenamtlichen Rettungsschwimmer verfügen über mehrere Ausbildungen zum Ersthelfer in der Notfallversorgung. Bei Notrufen können sie von der Husumer Rettungsleitstelle zusätzlich alarmiert werden. Sie fahren dann zum Einsatzort, um die Wartezeit auf einen Rettungswagen zu überbrücken. Die Rettungsschwimmer verfügen über ein Strand-gängiges Fahrzeug sowie eine Notfallausrüstung einschließlich Defibrillator und können oft deutlich schneller als in den für den Rettungsdienst vorgeschriebenen zwölf Minuten beim Patienten eintreffen.

Von Dezember an greift nach Angaben des Kreises eine weitere wichtige Maßnahme: Sollten doch einmal alle Eiderstedter Wagen gleichzeitig unterwegs sein, setzen sich zwei Rettungsassistenten mit einem Fahrzeug der Husumer Wache zur „Bereichsabdeckung“ in Richtung Tönning in Bewegung. Bei einem weiteren Alarmruf auf der Halbinsel wären sie dann schneller vor Ort. Sobald sich die Lage wieder entspannt, fahren die Rettungsassistenten zurück in die Kreisstadt. Die Auswahlverfahren für das Personal sind bereits seit einiger Zeit abgeschlossen. Die neuen Einsatzkräfte seien aber zum größten Teil noch in anderen Arbeitsverhältnissen gebunden, erläuterte Nina Schmeck.

Seit Mitte Oktober laufen Verhandlungen mit den Krankenkassen – immerhin geht es um Mehrkosten allein fürs Personal von bis zu 80000 Euro. Landrat Dieter Harrsen erwartet, dass die Kassen zusätzliche Kosten auch finanzieren werden. Er sprach von „konstruktiven Gesprächen“. Dabei geht es auch um die Frage, ob der per Gutachter-Bemessung ermittelte Bedarf an Rettungsmitteln generell überhaupt noch stimmt. Denn der basiert auf Einsatzzahlen aus dem Jahr 2003. Und, so Harrsen: „Seit der letzten offiziellen Erhebung sind die Einsätze auf Eiderstedt nach unseren Zählungen um rund zehn Prozent gestiegen. Ich gehe davon aus, dass die Kassen dies nach einer Prüfung bestätigen und der Erhöhung der Vorhaltestunden dann zustimmen werden.“ Eine realistische Neubewertung könnte, so die Hoffnung des Kreises, auch dazu führen, dass ein zusätzlicher Rettungswagen auf Eiderstedt statinioniert wird. Das hatten Fachleute zumindest für die Urlaubssaison immer wieder gefordert.

„Wir halten ein sehr hohes Sicherheits-Niveau, auch im Eiderstedter Raum“, versicherte Landrat Dieter Harrsen. Und mit den bislang eingeführten Maßnahmen sei die Vorsorgungssituation auf Eiderstedt, insbesondere in St. Peter-Ording „wesentlich besser als noch vor einigen Monaten“. Dieter Harrsen dankte ausdrücklich seinem Amtsvorgänger, dem stellvertretenden Landrat Jörg Friedrich von Sobbe, in dessen Amtszeit die Neuregelungen erarbeitet worden sind. Auch das Engagement der DLRG-Ehrenamtler sei keineswegs selbstverständlich ist: „Es bedeutet ein großes Entgegenkommen, dass die Rettungsschwimmer bereit sind, diese zusätzliche Belastung auf sich zu nehmen. Das verdient Dank und Respekt.“